Es gibt ja doch eine ganze Reihe an Gemüsen, die auch im Winter wachsen und geerntet werden können. Eine dieser Arten, die mich schon seit mehreren Jahren überzeugt, ist der Brokkoli.
Mein Kohl hält sich nie an den Zeitplan
Gerade bei Kohl habe ich immer wieder das Problem, dass er nicht so wächst wie er soll und dann nicht zum gewünschten Zeitpunkt erntereif ist. In den letzten Jahren war das auf Grund der Trockenheit und Hitze besonders schwierig.
Ab einer bestimmten Temperatur oder eben bei zu wenig Wasser stellt Kohl das Wachstum einfach ein. Er wächst eben am besten im Frühjahr und Herbst. Letztes Frühjahr war es hier extrem trocken, und da ich den Garten nicht großflächig bewässere, sind alle Kohlsorten im Frühjahr kaum gewachsen und im Sommer als es zu heiss wurde gar nicht mehr.
Das hat die Pläne für die Fruchtfolge/Mischkultur ziemlich durcheinander gebracht. So sollte der Kohlrabi im Sommer längst geerntet sein, damit z.B. Spitzkohl und Mangold mehr Platz im Beet haben. Aber daraus wurde nichts. Und auch mein Grünkohl sieht nach dem Winter immer noch nach Setzling aus.
Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt, dass ich Kohl einfach stehen lasse, bis er fertig ist. So wurde aus meinem Sommerkohlrabi eben ein spätes Herbstgemüse.
Beim Brokkoli habe ich mich auch dran gewöhnt, dass einige Pflanzen langsamer wachsen als andere und dann erst viel später geerntet werden können. Aber das macht überhaupt nichts: Brokkoli wächst nämlich den ganzen Winter über weiter. Langsam aber sicher.
Der Trick beim Brokkoli: Zweitnutzung als Sprossenbrokkoli
Diesen Trick habe ich von meiner Mutter: wenn der Brokkoli eine schöne „Blume“ gebildet hat, die geerntet wird, sollte man die Pflanze nicht ausreissen, sondern stehen lassen. Dann bilden sich nämlich in den Blattachseln neue, kleine Blütenknospen. Diese können dann auch wieder geerntet werden und müssen praktischerweise nicht erst in mundgerechte Stücke zerteilt werden. Ist die Pflanze zu verzweigt, kann man einfach beherzt zur Gartenschere greifen und sie teilweise runter schneiden. Meist treibt die Pflanze dann wieder kräftig aus.
Bisher hat das bei meinem ganz normalen Brokkoli immer prima funktioniert. Aber das hängt wohl auch von der Sorte ab. Die meisten Brokkolisorten werden dahin gezüchtet, dass es eine möglichst große „Blume“ gibt, die dann eben so aussieht wie im Supermarkt. Aber es gibt auch das Gegenteil, den Sprossenbrokkoli. Der wurde eher in Richtung viele kleine Seitentriebe gezüchtet.
Lasst eure Brokkolipflanzen einfach nach der (Haupt-) Ernte stehen und schaut, was passiert.
Wie winterhart ist normaler Brokkoli?
Hier bei uns an der Grenze zwischen Rheinland und Bergischen Land sind die Winter recht mild. Meistens gibt es ein paar Tage Nachtfrost, aber dass es tagsüber unter Null Grad geht ist sehr, sehr selten.
Daher hat der Anbau von Winterbrokkoli in den letzten Jahren prima funktioniert. Im Spätsommer oder Herbst wurde die große „Blume“ geerntet und den Winter über die Sprossentriebe. Bei mehreren Pflanzen konnte ich etwa alle 4 Wochen eine Schüssel voll Triebe ernten. Und das in der Zeit von November bis März. Da kam mindestens noch mal genau so viel Ertrag zusammen, wie vorher mit der Haupternte.
Dieses Jahr hatten wir mal einen echten Winter: über eine Woche durchgehend Minusgrade und bis zu -12°C in der Nacht.
Dabei sind leider die meisten meiner Brokkolipflanzen abgefroren. Sehr schade! Da hätte ich noch einiges ernten können, bei den kräftigen Pflanzen!
Aber ich habe folgende Beobachtung gemacht: von den ca. 12 Pflanzen waren 3 ziemliche Kümmerlinge. Die großen kräftigen Pflanzen, die ich schon einige Male beerntet habe, sind abgefroren, aber die kleinen, die noch keine Ernte geliefert haben, haben den Frost überlebt. Sie sind nach dem Frost dann so richtig ans Wachsen gekommen.
Was habe ich gelernt: auch die Kümmerlinge stehen lassen! Dann gibt es auch nach dem Frost noch was zu ernten.
Ach ja, und am besten gar nichts tun, mit den alten Brokkoli-Pflanzen, dann gibt es eine reiche Ernte für faule Gärtner!