Irgendwie hatte ich mich ja schon an meine Schneckenplage gewöhnt. Aber die haben die letzen trockenen Sommer wohl nicht so gut überstanden. Sensationeller weise gibt es kaum noch Nacktschnecken bei mir!
Aber die Natur lässt sich ja immer mal was Neues einfallen. Dieses Jahr sind Mäuse dran. Eine regelrechte Mäuseplage. Schon letztes Jahr waren es viele. Dieses Jahr hört man sie überall rascheln wo man lang geht. Wenn ich aus dem Fenster sehe, huschen sie früher oder später ums Haus.
Das Problem ist, dass es sich nicht um eine Mäuseart handelt sondern um mehrere. Die Problemmäuse sind definitiv die Rötelmäuse. Sie haben sich in oder besser unter den Schuppen ums Haus rum und unter meinem Komposthaufen im Gemüsegarten breit gemacht.
Mäusearten im Garten
Die Rötelmaus
Das sind ziemlich große, dicke Mäuse mit einem rostroten Rücken. Also leicht zu erkennen. Laut Wikipedia fressen sie auch Bäume an wenn sie nicht genug zu fressen finden und gelten so als Forst- und Obstbaumschädling. Aber so weit sind sie noch nicht. Es gibt ja noch den reich gedeckten Tisch in meinem Gemüsegarten…
Die Hausspitzmaus
Die gute Nachricht: ich habe auch schon eine Spitzmaus im Waldgarten gesehen. Gut zu erkennen an der wirklich spitzen Nase. Das sind die guten Mäuse, die vor allem Insekten und Würmer fressen. Das Problem: ich kann für die Rötelmäuse keine Mausefalle aufstellen, denn dann besteht das Risiko die Spitzmaus zu fangen.
Die Hausmaus
Ab und zu sehe ich auch ein kleines graues Exemplar. Das sind dann wohl die normalen Hausmäuse.
Die Wühlmäuse
Die Wühlmäuse beobachte ich auch schon länger. Aber auch bei den Wühlmäusen gibt es Unterschiede. Wühlmaus ist nämlich nur ein Sammelbegriff für wühlende Arten.
So saß ich einmal im Liegestuhl im Schatten auf dem Rasen als ich mich über dieses leise Knabbergeräusch wunderte. Es musste ganz in der Nähe sein. Ich ging dem Geräusch nach und sah eine ziemlich kleine graubraune Maus die im (ungepflegten) Rasen einen Gang knapp unter Bodenniveau hatte und von dort aus die Gräser von unten anknabberte. Gut, Gras fressende Mäuse stören mich nicht. Und selbst die zierlichen Tunnel im Rasen waren harmlos.
Ganz im Gegenteil die „richtige“ Wühlmaus im Gemüsegarten. Abgesehen davon dass sie sich jedes Jahr durch mein Kartoffelbeet gräbt stören einfach die eingefallenen Gänge unter dem Rasen. Dadurch entstehen ziemlich tiefe Löcher in denen man gut stolpern oder umknicken kann.
Und Feldmäuse?
Möglicherweise treibt sich auch noch eine Feldmaus am Rande des Gemüsegartens rum. Ich habe dort viele Mauselöcher auf engstem Raum gefunden, also so alle 20-30 cm auseinander. Solche Anlage sind wohl typisch für Feldmäuse. Allerdings scheint sie nicht mehr bewohnt zu sein.
Die Probleme mit der Rötelmaus
Prinzipiell habe ich kein Problem mit der Rötelmaus. Von mir aus kann sie auch ab und zu mal an meinem Gemüse naschen. Aber was mich auf die Palme bringt ist, dass sie so menschlich ist:
Genau wie wir denkt sie kein bisschen nachhaltig
Letztes Jahr habe ich einen Komposthaufen zur Humuserzeugung im Gemüsegarten angelegt. Direkt hinter dem Beet. Die Idee dahinter war, irgendwann mal Kürbisse direkt an den Fuß des Komposthaufens zu setzen. Bei meinen anderen Komposthaufen geht das nicht, da diese im Wald im Schatten liegen. Auf diesen Kompost habe ich nur Strauchschnitt und Unkraut geschichtet. Keine Küchenabfälle. Die landen immer auf dem Kompost im Wald.
Trotzdem haben sich die Mäuse unter dem schönen trockenen Dach des Haufens eingenistet. Letztes Jahr standen Bohnen auf dem Beet davor. Als diese gerade schön gekeimt waren fehlten von einem Tag auf den nächsten 4 ganze Tuffs mit Bohnen. 1 cm über dem Boden abgebissen und spurlos verschwunden.
Dieses Jahr habe ich hier Butterkohl gepflanzt. Schön mit Schneckenkragen gegen die Nacktschnecken. Gut Nacktschnecken gab es keine, aber ich wollte noch Salat zwischen die Kohlpflanzen setzen um Erdflöhe abzuwehren. Die haben meinen Butterkohl letztes Jahr arg zerlöchert und Salat soll da wohl helfen.
Als die Butterkohle schon so 10-15 cm groß waren habe ich den Salat dazwischen gepflanzt und die Schneckenkragen um den jungen Salat gelegt. Das war ein Fehler, denn auf einmal wussten die Mäuse was da wächst. Am nächsten Tag waren 7 von 9 Butterkohlen abgebissen. Einen Tag später alle. Und jetzt erntet die Maus immer wieder sobald ein Blatt nachgewachsen ist.
Wenn sie wenigstens mal eine Pflanze verschonen würde wäre genug für Maus und mich da, aber nein, lieber jetzt alles was ich kriegen kann als später noch viel mehr…
Noch schlimmer erging es den Zuckererbsen im Beet von meinem Sohn. Kaum waren diese gekeimt wurden sie abgebissen. Bestimmt 20 Pflanzen weg. Also haben wir nachgesät und obwohl wir versucht haben die Keimlinge mit Reisig abzudecken haben die Mäuse sie gefunden und beseitigt. Später wäre ja viel mehr an den Erbsen dran gewesen, aber woher soll das eine Maus wissen? Da sie gerade einmal 18-21 Monate alt werden kann ein einzelnes Exemplar das Werden und Vergehen in der Natur nicht so empirisch studieren wie wir.
Sie verschwendet Essen und erntet mehr als sie braucht
Einige der abgebissenen Blätter des Butterkohls lagen vertrocknet neben den Pflanzen. Und vor dem Mäuseloch unten im Kompost lag ein ganzes Bündel abgebissener Blätter. Warum kann sie nicht einfach nur das ernten was sie gerade braucht? Muss sie gleich Vorräte anlegen und dann gleich alle Pflanzen köpfen? Ich sage es ja: sehr, sehr menschlich…
Wer ein Ziel hat, findet auch einen Weg
Im Beet von meinem Sohn wuchs noch ein Brokkoli und ein Markstammkohl. Den Brokkoli haben die Mäuse sofort vertilgt und mein Sohn war sehr traurig. Daher hatte ich einen Schneckenkragen um den Markstammkohl gelegt, weil ich hoffte, die Mäuse finden ihn nicht. So wie den Butterkohl am Anfang. Das Problem ist nur, das der Kohl gewachsen ist. Als er etwa 30 cm hoch war, war er weithin sichtbar mit seinem saftigen Grün. Ab dem Zeitpunkt kamen die Mäuse über den wabbeligen Plastikkragen und haben in einer Nacht alles bis auf den Stiel abgefressen. Mein Sohn hatte Tränen in den Augen.
Wie bringe ich meinen Mäusen bloß „Fair Share“ – faires Teilen – bei?
Ein Grundsatz der Permakultur lautet ja „Fair Share“. Was bedeutet, dass ich auch mit anderen Mitbewohnern meines Gartens teilen soll. Prinzipiell habe ich damit kein Problem. Aber wie bringe ich dieses Prinzip meinen Mäusen bei?
Liebe Maus, Fair Share bedeutet, ich bekomme auch etwas ab!
Eine Weile ging es gut. Aber nachdem beim Butterkohl und Salat alles abgefressen war, hat die Rötelmaus das Kohlbeet auf der anderen Seite des Weges gefunden.
Wie ich die letzten Kartoffeln vor den Wühlmäusen gerettet habe
Die Wühlmaus ist im gleichen Beet angekommen, nachdem ich sie aus meinem Kartoffelbeet verjagt habe. 9 Kartoffelpflanzen wuchsen in einem kleinen Beet. Dann wurden es Woche für Woche immer weniger. Als nur noch 3 Pflanzen übrig waren, hat es mir gereicht. Ich habe die restlichen Kartoffeln, die gerade am blühen waren ausgegraben, in der Hoffnung diese zumindest als Frühkartoffeln zu ernten. Bei frühen Sorten kann man ab Juli schon ernten. Die Kartoffeln sind dann jedoch nicht haltbar. Aber meine waren noch nicht so weit.
So, jetzt habe ich genug von meinem Leid geklagt! In Teil 2 des Artikel geht es um Permakultur-verträgliche Maßnahmen zum Mäuse vergraulen. Denn mal ehrlich, einfach nur zusehen, wie mein Gemüse verschwindet ist auch nicht nachhaltig. Dann muss ich nämlich wieder im Supermarkt einkaufen und wer weiß, was die Agrar-Industrie die diesen beliefert vorher mit ihren Mäusen gemacht hat.
Du sprichst mir aus dem Herzen. Nix mit fair share bei den Tieren, ob Mäuse oder Raupen. Die nehmen was da ist und was sie kriegen können, leider.
In meiner Premakultur Facebook Gruppe kommt dann immer so nett: “Ich gebe doch gerne den Tieren was ab” und ähnliche tolle Sprüche, selbst wenn alles weggefressen ist, finden sie es noch herzig…
Da bin ich egoistisch. Ich mache das nicht (nur) zum Spaß, sondern ich will auch einen Ertrag. Ich brauche ihn, denn ich will soweit wie möglich von meinem Garten leben. Also doch Auge um Auge, Zahn um Zahn?
Gerade killen sie mir wieder einen Salatkopf nach dem anderen…
Hallo Barbara!
Irgendwo muss man halt eine Grenze ziehen. Bis zu einem gewissen Punkt bekämpfe ich Schädlinge nicht. Aber wenn es überhand nimmt, wird eben etwas unternommen. Also entweder den Schädling bekämpfen (z.B. die Wühlmaus) oder ich gebe bestimmte Kulturen auf. Ich bezweifle, ob ich jemals Spinat bei mir groß kriegen werden. Den hab ich schon so oft ausgesäht und alles wurde von den Schnecken weg geputzt. Jetzt versuche ich es vielleicht 1-2 Mal im Jahr und finde mich dann eben damit ab, dass es immer noch nicht klappt.