Für welchen Ernährungsstil reicht meine Anbaufläche? – Ein paar Gedanken zum Thema Selbstversorgung

Mein Garten ist etwa 1700 m² groß. Bei voller Selbstversorgung müssten von dieser Fläche 4 Personen satt werden. Aber die spannende Frage ist: mit welchem Ernährungsstil ist das überhaupt möglich?

Gartengröße ist nicht gleich nutzbare Fläche

Leider sind die 1700 m² nicht komplett nutzbar. Davon müssen noch die Fläche für das Haus, Garage, Schuppen, Gehwege etc. abgezogen werden. Das sind zusammen mindestens 350 m² weniger. Bleiben also noch 1350 m².

Dann wären da noch die großen Fichten, unter denen so gut wie nichts wächst und die mit ihrem Schatten und Nährstoffhunger auch wenig gedeihen lassen. Zieht man diese Bereiche ebenfalls ab, bleiben noch etwa 950 m².

Was mit 950 m² NICHT möglich ist

Also eine Kuh kann ich auf der Fläche beim besten Willen nicht unterbringen. Oder besser unterbringen schon, aber nicht mit eigenem Futter füttern. Pro Kuh in Weidehaltung wären etwa ein Hektar (10000 m²) notwendig. Und Futter komplett zukaufen ist ja keine Selbstversorgung.

Damit können wir uns schon mal nicht mit Milchprodukten selbst versorgen.

Auch andere Großtiere sind schwierig. Ein Mastschwein braucht etwa 1600 m². Ein Schaf würde noch passen. Das käme mit etwa 1000 m² aus. Aber ein Schaf alleine ist nicht artgerecht. Das sind schließlich Herdentiere.

Also Rindfleisch, Schweinefleisch und Lammfleisch gehen auch nicht.

Ist vegetarische Ernährung die Lösung?

Obst und Gemüse?

Viel Obst und Gemüse anbauen ist durchaus machbar. Aber um satt zu werden braucht es auch ausreichend Kalorien. Ralf vom Selbstversorgerkanal hat in diesem Beitrag einmal ausgerechnet wie viele Kalorien seine enorme Ernte bereit stellt. Die Erntemenge ist riesig aber…

Die meisten Obst- und Gemüsearten enthalten einfach zu wenig Kalorien. Davon alleine wird eine Familie nicht satt.

Wie sieht es mit Getreide aus?

Da wäre erst mal die Frage wie viel Getreide wir verbrauchen. Ich habe das mal grob überschlagen und komme auf etwa 5 kg Mehl/Woche. Das wären etwa 3 kg Brot + 1 kg Nudeln und 1 kg Mehl für Pizza, Kuchen, Kekse etc. Das klingt erst mal viel, aber ich halte die Zahl eher für zu niedrig geschätzt. Also 5 kg * 50 Wochen. Das ist einfacher zu rechnen 😉 macht 250 kg Mehl im Jahr.

Angaben über die dafür benötigte Fläche sind sehr unterschiedlich, was natürlich auch an unterschiedlichen Böden und der enormen Ertragssteigerung in der industriellen Landwirtschaft liegt. 1-2 m² sollten bei guten Bedingungen für 1 kg Mehl reichen. Aber gerade die volle Sonne ist bei uns im Garten Mangelware.

Also gehe ich mal von 500 m² benötigte Fläche für den aktuellen Getreidebedarf von 5 kg/Woche aus. D.h. die Selbstversorgung mit Getreide wäre theoretisch möglich, würde aber sehr viel Fläche in Anspruch nehmen.

Was in dieser Rechnung noch nicht drin ist, ist der Reis. Bei uns wird neben Weizen viel Reis gegessen. Aber der wächst hier leider nicht. Für die volle Selbstversorgung müssten wir also auf Reis verzichten und müssten den Kalorien-/Nährstoffbedarf über etwas anderes decken. Also noch mehr Weizen… Langsam wird’s eng, wenn ich noch etwas anderes als Weizen essen möchte…

Also für eine rein vegetarische Selbstversorgung fehlt uns die Fläche.

Selbst wenn ich noch massiv kalorienhaltige Pflanzen wie Ölfrüchte, Kartoffeln und Nüsse anbaue ist der Garten einfach zu klein.

Obst- und Gemüseanbau kombiniert mit Kleintierhaltung?

In der Permakultur versuchen wir ja immer ganze Ökosysteme zu gestalten. Und ein Ökosystem besteht nicht nur aus Pflanzen. Diese brauchen auch immer Tiere. Und auch im Garten sind Tiere ein Segen, da sie neben leckerem Essen auch noch anderes liefern wie z.B. Tiermist als Dünger.

Daher träume ich auch immer noch von Hühnern im Garten. Eine Hühnerschar ließe sich problemlos auf der Fläche halten. Die Frage ist nur, wie viel Futter zugekauft werden müsste. Wird der Garten gleich als Hühnerfuttersystem angelegt, reduziert sich der Bedarf an zugekauften Futter. Daher versuche ich schon jetzt in meiner Wildobsthecke Hühnernahrung zu integrieren.

Hühner hätten für die Ernährung den Vorteil, dass sie Fleisch und Eier liefern. Beides sehr hochwertige und Kalorienhaltige Lebensmittel.

Fazit

Wenn ich das alles zusammen fasse, fällt mir spontan die Paleo- oder Paläo-Ernährung ein, die Steinzeitdiät. Diese enthält nur Nahrungsmittel, die es auch schon vor der Sesshaftwerdung des Menschen gab. Also weder Milchprodukte noch Getreide. Dafür eine Kombination aus Obst, Beeren, Nüssen, Kräutern, Gemüse, Eiern, Fleisch/Fisch. Diese Ernährung lässt sich auf kleiner Fläche umsetzen.

Allerdings will ich jetzt nicht meine Ernährung umstellen, nur weil der Garten zu klein ist. Ich gebe mich mit einer teilweisen Selbstversorgung gerne zufrieden und kaufe die restlichen Nahrungsmittel eben so nachhaltig wie möglich zu. Am liebsten beim Bio-Bauernhof um die Ecke.

Aber es ist interessant zu wissen, was hier möglich ist. Und wahrscheinlich wird sich unser Speiseplan langfristig in Richtung Paleo verschieben, denn wenn ich nun mal die Produkte im Garten ernte, möchte ich diese auch essen und verwerten.

Paleo-Paläo-Essen aus Fleisch Kartoffeln Zwiebeln und Frühlingskräutersalat

Vor ein paar Tagen gab es
– Nackensteak in Knoblauch-Bärlauch-Marinade vom Biohof in der Nähe
– Grillkartoffeln vom Biobauern hier im Ort
– Karamellisierte Zwiebeln vom Grill (das geht prima ohne Zucker)
– Frühlingssalat aus Rucola, Feldsalat, Bärlauch, Giersch und Löwenzahn mit einem Topping aus Löwenzahnblüten, Vielchenblüten, Knoblauchsrauke, Walnüssen und gebratenen Löwenzahnknospen.
Sehr lecker 🙂

 

 

 

 

 

 

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