Eigentlich hatte ich ja vor, so schnell wie möglich die ersten Bäume zu pflanzen, damit die Lücke in der Hecke schnell wieder zuwächst. Aber erst dauerte die Planung länger und als ich dann mit der Planung zufrieden war, war es Mai und wurzelnackte Bäume waren schon nicht mehr zu haben. Und da der Preisunterschied zwischen einer wurzelnackten Kiefer und einer Containerpflanze riesig ist, habe ich die Pflanzung schweren Herzens auf den Herbst verschoben. Jetzt würde ich sagen, das war gut so. Denn so trocken wie dieser Sommer bis jetzt war, hätte es ein frisch gepflanzter Baum sehr schwer gehabt.
Da zeigt sich mal wieder, dass in der Permakultur die langsame Lösung häufig besser ist. So habe ich nämlich vor der finalen Planung noch Zeit für andere Schritte wie diesen hier:
Eine Bestandsaufnahme des bestehenden Bewuchses
Es heisst ja immer, das Pflanzen die sich selbst ausgesät haben, besser gedeihen, als vom Menschen gepflanzte. Einfach deswegen, weil sich diese den für sie passenden Standort ausgesucht haben und sich dort durchsetzen. Oder vielleicht liegt es an den passenden Bodenpilzen? Ich weiß es nicht, aber ich werde ein paar bestehende Pflanzen zumindest für eine Zeit in mein Design integrieren.
Im Frühjahr konnte man noch nicht viel von dem Bewuchs erkennen, aber jetzt im Juli ist die Ecke schon wieder erstaunlich stark zu gewuchert.
Ich bin also noch einmal mit der Kamera durch gegangen und habe geschaut was da wächst. Die meisten Pflanzen wuchsen natürlich schon vorher hier, aber erst durch das plötzliche Licht, Wasser und Nährstoffe die jetzt nicht mehr von den Fichten gebraucht werden, gab es diesen enormen Wachstumsschub.
Diverse Walnussbäume: leider am falschen Ort gepflanzt
Die Nachbarn haben einen Walnussbaum und bei uns wohnen die Eichhörnchen. Daher wachsen im ganzen Garten überall kleine Walnussbäumchen. Leider meistens da, wo ich sie nicht gebrauchen kann. Die Eichhörnchen verstecken die Nüsse nämlich am liebsten in der Nähe von hohen Bäumen und Gebüsch. Also immer am Rand des Gartens. Das macht für Nussbäume nicht so viel Sinn, denn ich will ja, dass die Nüsse später in meinen Garten fallen und nicht zu den Nachbarn.
Und gerade weil ein Walnussbaum sehr schnell ziemlich riesig wird, sollte der Standort gut gewählt sein. Außerdem habe ich gelesen, dass sich Walnussbäume schlecht mit Apfelbäumen vertragen. Sie sind auch bekannt für das Laub, das viele Pflanzen und junge Bäume am Wachstum hemmt. Und da ich gerne noch einen Birnenbaum in die Ecke pflanzen will, gehe ich lieber auf Nummer sicher und verzichte auf die bestehenden Walnussbäume.
Eine Roteiche/Amerikanische Eiche
Ein ebenso schlechter Nachbar wäre wohl die Roteiche. Davon hat sich eine ausgesamt. Laut Wikipedia wird diese in Nadelwäldern gerne als Brandschutzriegel gepflanzt, da die Blätter säurehaltig sind und sich nur schwer zersetzen. So ergibt sich ein Streifen ohne Bodenvegetation. Nicht gerade das, was mir bei der Wildobsthecke vorschwebt…
Die Gewöhnliche Eberesche oder Vogelbeere: sehr willkommen
Das ist der andere Baum auf dem Foto mit den hübschen gefiederten Blättern. Dieser ist hoch willkommen. Das ist nämlich das ziemliche Gegenteil: das Laub zersetzt sich rasch, enthält viel Magnesium und trägt dadurch zur Humusbildung bei. Ein guter Düngerlieferant also. Dazu kommt, dass sie sich prima auf den Stock setzen, also zurück schneiden lässt. Damit ist die Eberesche das, was im Waldgarten als Opferbaum bezeichnet wird: dieser Baum wird geopfert um seine Nachbarn besser gedeihen zu lassen.
Fazit: die Eberesche darf noch eine Weile bleiben und Dünger für die Hecke und Holz für mich liefern. Vielleicht verwende ich sie auch als Futterbaum?
Eine (rote?) Johannisbeere
Johannisbeer-Sämlinge wachsen an etlichen Stellen im Garten. Allerdings auch immer unter Bäumen. Und weil es da ziemlich schattig ist, dauert es Jahre bis Früchte dran sind.
Ich lasse die Sträucher immer stehen, weil ich mir sage, mal abwarten welches die beste Sorte ist. Da gibt es ziemlich große Unterschiede: frühe oder späte Sorten, Rispen mit vielen Beeren oder wenigen, dicke Beeren oder kleine, etc. Die besten Sorten dürfen dann bleiben. Und bei Beeren ist es egal, ob sie am falschen Standort stehen, da sich bei denen leicht ein Absenker oder Steckling machen lässt.
Die Gemeine Hasel
Nein, wir brauchen keine weitere Hasel. Die Älteste ist riesig und hat sich bereits in alle Ecken des Gartens ausgesamt. Ich ernte schon fleissig die Äste als Mulch und als Futter für den Komposthaufen und natürlich das Holz, aber da kommt man nicht so schnell hinterher. Nüsse gibt’s leider keine. Da sind die Eichhörnchen immer schneller.
Also mein Bedarf an Haseln ist bereits gedeckt. Daher muss die Hasel zu Gunsten der Artenvielfalt weichen.
Die Traubeneiche
Was macht man mit einer Eiche? Eigentlich ja schöne Bäume, aber sie wachsen so langsam. Eichen keimen bei uns auch überall. Sie fallen da in eine Kategorie mit den Walnüssen und den Haselnüssen (hm, alles Eichhörnchenfutter…).
Die Traubeneiche hat den Vorteil, dass sie prima wieder ausschlägt, wenn sie zurückgeschnitten wird. Außerdem bleiben die trockenen Blätter noch eine Weile am Baum hängen so dass sie auch im Winter ein guter Sichtschutz ist. Und natürlich liefert sie hervorragendes Holz und Eicheln.
Die gewöhnliche Mahonie
Das sind die am Rand mit Dornen besetzten Blätter neben der Eiche. Leider ist die Mahonie eine invasive Art aus Nordamerika, die sich über Früchte und Wurzelausläufer stark vermehrt. Und da sie nebenbei noch stachelige Blätter hat, macht es auch keinen Spaß sie zu beseitigen.
Fazit: Die Mahonie wird beseitigt, wo sich sichtbar wird.
Der Bergahorn
Auch ein guter Baum für den Niederwald. Wächst schnell, kann geschnitten werden und ist gut für Insekten.
Die Vogelkirsche
Was für eine Kirsche das genau wird sich noch zeigen. Denn bei Kirschensämlingen im Garten weiß man nie, ob es eine recht saure Vogelkirsche mit winzigen Früchten (Wildform) oder eine Süßkirsche (gezüchtete Form) aus Nachbars Garten ist.
Ich wollte keine Süßkirsche pflanzen, da diese seit einigen Jahren extrem unter der Kirschessigfliege leiden. Je nach Jahr sind bis zu 90% der geernteten Kirschen von Maden bewohnt. Außerdem kann die Fliege auch auf andere Obstarten oder Wein überspringen. Das Risiko muss ich nicht noch steigern.
Aber man muss der Evolution auch eine Chance lassen. Irgendwann wird es einen Baum geben der immun ist und vielleicht steht der ja zufällig in meinem Garten…
Der schwarze Holunder
Kommen wir nun zur dominierenden Art auf der Fläche: dem Holunder. Die meisten Exemplare waren kleine Sträucher und wurden komplett auf den Stock gesetzt, als die Baumfäller kamen. Jetzt sind sie schon wieder bis zu 3 m hohe üppige Stäucher. Ich habe schon ein paar Sträucher ausgedünnt und so meinen Komposthaufen mit frischem Grünzeug abgedeckt.
Die Eibe und der Ilex/Europäische Stechpalme
Eiben und Ilex werden überall von den Vögeln ausgesät. Ich bin ständig damit beschäftigt, die einjährigen Pflanzen auszureißen, damit es auch noch Eiben-freie Flecken gibt. Aber hier in der Wildobsthecke dürfen einige Exemplare bleiben. Und zwar die, die als immergrüner Sichtschutz am Gartenzaun stehen. Leider wachsen sie auch wieder ziemlich langsam, aber sie werden sich schon durchsetzen.
Die Pflaumen-Wildlinge
Bei den Nachbarn steht ein großer Pflaumenbaum am Zaun von diesem wachsen zahlreiche Wildlinge herüber. Da man nie weiß, auf was der Pflaumenbaum so veredelt wurde warte ich mal ab, bis Früchte dran hängen.
Kleine Anekdote zum Thema Pflaumen-Wildlinge
Meine Mutter hat die Wildlinge von unserem Pflaumenbaum immer radikal weggeschnitten. Dann hat sie einen übersehen der im Zaun zum Feld hin wuchs. Irgendwann blühte er und später wunderten wir uns über rote, kugelrunde, wohlschmeckende Früchte. Ein Biologe meinte, das wären Kirschpflaumen. Dieses herrliche Wildobst ist äußerst wüchsig und wird daher gerne als Unterlage für Pflaumenbäume verwendet. Und nebenbei ist die Marmelade ein Traum in leuchtend rot!
Krautige Pflanzen: Brennnessel und Schöllkraut
Am Zaun zum Fußweg hin wachsen große Brennesseln. Und um die Baumstümpfe herum große Mengen Schöllkraut. Beide gelten als Zeigerpflanzen für Stickstoff. Das ist nicht gerade das, was ich unter den Fichten erwartet hätte, aber ich kann damit leben 😉 Und die nachfolgenden Bäume werden sich bestimmt über den nährstoffreichen Boden freuen…
So, das war es im Großen und Ganzen. Eigentlich ganz spannend, was die Natur in so kurzer Zeit aus einer kahlen Fläche macht.
Ich werde mal ein paar Störenfriede beseitigen und für Lücken für die neuen Bäume sorgen.
Anhang zum Projekt #700Arten
Ich bin immer noch dabei, die Artenvielfalt in meinem Garten zu erheben. Mehr dazu findet ihr in diesem Artikel. Und da hier ja auch wieder einige Arten aufgeführt werden, füge ich diese meiner Liste hinzu.
- Echte Walnuss – Juglans regia #56
- Roteiche/Amerikanische Eiche – Quercus rubra #57
- Gewöhnliche Eberesche oder Vogelbeere – Sorbus aucuparia #58
- Gemeine Hasel – Corylus avellana #59
- Traubeneiche – Quercus petraea #60
- Gewöhnliche Mahonie – Berberis aquifolium #61
- Bergahorn – Acer pseudoplatanus #62
- Vogelkirsche – Prunus avium #63
- Schwarzer Holunder – Sambucus nigra #64
- Europäische Eibe – Taxus baccata #65
- Große Brennnessel – Urtica dioica #66
Süß, dass die Eichhörnchen bei euch im Garten so präsent sind. Ich beschäftige mich gerade das erste Mal mit dem Thema Gartenpflege. In der Schule hatte ich zwar Gartenbau-Unterricht, aber das ist lange her. Wir überlegen, welche Obstbäume zu unserem Boden passen könnten und werden uns wohl fachkundigen Rat holen.
Hallo Toni!
Ja, fachkundiger Rat kann nie schaden. Und Obstbäume sind immer was Schönes. Nicht nur für uns Menschen sondern auch für all die Tiere/Pflanzen/Pilze die mit ihnen leben.
Viel Erfolg mit deinem Projekt!