Warum ich Zukererbsen selbst anbaue…
Einer der Gründe warum ich eigenes Gemüse im Garten anbaue sind Zuckererbsen. Ich liebe dieses knackige Gemüse. Leider ist es im Laden schwer zu finden: der gut sortierte Supermarkt führt es zwar, aber die ‚frischen‘ Zuckererbsen kommen meistens aus Ländern in denen ich noch nie war: Bolivien, Kenia, Equador, Ägypten… Ich sehe einfach nicht ein, warum ich ein Gemüse, dass in Deutschland prima wächst und gerade Saison hat, aus einem Land beziehen soll dass wirklich weit weg ist. Das macht keinen Sinn und frisch ist das dann auch nicht mehr!
Also baue ich meine Zuckererbsen halt selbst an. Wenn man die so vom Strauch pflückt und direkt weg knabbert ist das definitiv die größtmögliche Frische… Und Zuckererbsen gehören tatsächlich zu den Gemüsen die (fast) immer gelingen.
Dieses Jahr habe ich 2 Sorten zum direkten Vergleich angebaut: Ambrosia und Zuckearfen
Und es war wirklich eine gute Idee nicht nur eine Sorte anzubauen sondern 2, da man diese so prima vergleichen kann. Und da die beide Sorten wirklich unterschiedlich sind, habe ich die Unterschiede einmal aufgelistet:
1. Merkmal das wirklich auffällt: die Höhe
Laut Packung soll die Ambrosia, eine Sorte die es seit 1954 gibt, ca. 70 cm hoch werden. Naja, etwas größer ist sie doch geworden. Ca. 1,10 m waren die kräftigsten Exemplare.
Bei Zuckearfen stand bis 1,20 m Höhe, mindestens 1 m Rankgerüst. Tja, das ist leider viel zu wenig! Meine Erbsen sind jetzt schon mindestens 1,80 m hoch und immer noch fleissig am wachsen. Die Längsten sind am Ende 2,65 m lang geworden.
Das ist leider zu einem ziemlichen Problem geworden, denn als Rankgerüst hatte ich einen 1 m Maschendrahtzaun einfach mit ein paar Stöcken in die Erde gesteckt. Als die Erbsen dann schon ein gutes Stück über das Rankgitter ragten, habe ich oben noch ein paar verzweigte Äste in den Draht gesteckt und den Zaun so noch mal um 30-40 cm erhöht. Aber das half nicht viel: einmal starker Wind und der ganze Erbsenzaun wurde umgebogen und teilweise abgeknickt.
Mein Fazit: Für derart wüchsige Erbsen wie die Zuckearfen braucht man ein sehr stabiles Klettergerüst. Wer einen 1,60 m hohen Zaun hat, wird viel Freude mit dieser Zuckererbse haben. Zumal die Höhe durchaus praktisch ist: die ersten Schoten reifen nämlich ab ca. 70 cm Höhe, so dass man sich nicht so sehr bücken muss beim Ernten. Aber für mich ist das leider zu unpraktisch. Ich möchte nicht, dass der Wind mir die ganze Reihe abknickt.
2. Merkmal: der Geschmack
Wenn beide Sorten im Garten gleichzeitig reifen kann man natürlich prima den Geschmack vergleichen. Die Zuckearfen ist eindeutig süßer als die Ambrosia. Knackig und lecker sind sie aber beide.
3. Merkmal: der Ertrag:
a) die Schotengröße
Was deutlich auffällt, ist die unterschiedliche Schotengröße bei den Sorten. Die Ambrosia hat schöne lange Schoten mit vielen Kernen drin. Die von Zuckearfen sind viel kleiner mit wesentlich weniger Kernen drin. Wenn die Anzahl der Schoten pro Pflanze also gleich ist, würde die Zuckearfen wesentlich weniger Ertrag bringen.
b) die Anzahl der Schoten pro Pflanze
Ich wollte es natürlich genau wissen und habe bei den abgeernteten Pflanzen mal die Schotenansätze nachgezählt:
- Eine kräftige Zuckearfen kommt auf 10-15 Schoten
- Eine kräftige Ambrosia bringt es auf 15-20 Schoten, auch wenn die Schoten später kleiner bleiben.
4. Merkmal: Aussehen
Was auffällt, ist eine satte, dunkelgrüne Farbe bei der Ambrosia und eine viel hellgrünere Farbe bei Zuckearfen. Die Blütenfarbe ist bei beiden gleich, nämlich weiß.
5. Merkmal: Mehltau und ähnliche Krankheiten
Ok, das war in diesem Sommer kaum ein Problem. Trotzdem fiel auf, dass die Zuckearfen kurz vor Ende Mehltau an allen noch nicht vertrockneten Blättern bekam, während Ambrosia noch gut aussah und gemächlich weiter wuchs.
6. Sonstiges
Ambrosia hatte noch eine Überraschung auf Lager: auf einmal fingen fast alle Pflanzen an, sich unten kräftig zu verzweigen und neue Blüten und Früchte zu bilden. Das hat die Ernte noch mal gut gesteigert. Bei Zuckearfen kam das nur sehr selten und in viel kleinerem Ausmaß vor.
Fazit: ganz klarer Sieger: Ambrosia!
Nächstes Jahr wird sie wieder ausgesäat und dann darf sie gegen eine neue Sorte antreten, um ihren Titel zu verteidigen.
Aber was mache ich jetzt mit der restlichen Saat von Zuckearfen?
Ich habe ein wenig gegrübelt, bis ich den passenden Einsatzort für diese Beet-untaugliche Kletterpflanze hatte: nächstes Jahr werde ich sie rund um meine Obstbäume aussähen und an diesen hoch klettern lassen. So freut sich der Obstbaum über den Stickstoff den die Erbse als Leguminose bindet, die Zuckererbse freut sich über ein tragfähiges Klettergerüst und ich freue mich über die Ernte! 🙂